Coaching Fasten 13 – Der Oberflächenwahn
Nach einiger Zeit ist es wieder mal an der Reihe, ein paar Gedanken zum Thema Fasten in der Neuzeit auf die Festplatte dieses Servers zu schreiben. Der letzte Beitrag dazu ist aus der Zeit vor der Coronapandemie. Die Entwicklung in Gesellschaft und auch in vielen Unternehmen drängt geradezu die Frage auf: Wo soll das noch alles hinführen? Wachstum um jeden Preis, immer mehr, immer höher jederzeit, ist ganz offensichtlich kein sinnvolles Vorgehen und trotzdem frönen wir diesem Wertekonstrukt, als würde sich innen wie außen nichts bedenklich verändern! Der Oberflächenwahn hat gefährlich an Ausmaß gewonnen. Höchste Zeit, ihm zu entsagen.
Man könnte den Siegeszug des Flachbildschirms als ein Symbol für die Lust auf die Oberfläche sehen. Jede Oberfläche braucht eine Struktur darunter, ohne die sie schlicht zusammenbricht. Bezogen auf uns, polieren wir Oberflächen gern zum Hochglanz auf, ignorieren aber nicht selten die Notwendigkeit, auch in die Tiefe zu arbeiten.
In vielen Bildbearbeitungsprogrammen können wir die Gesichter der Menschen weichzeichnen und machen das auch gern. Damit dampfbügeln wir die Spuren des Lebens in die Nichtwahrnehmbarkeit, genau wie die Angst vor der Endlichkeit. Würden wir das mit der dahinterliegenden Erfahrung auch tun können, wäre das Alter gegenüber der Jungend um ein wesentliches Argument seines Daseins beraubt.
Das lustoptimierte JETZT hat keine Zeit in die Tiefe zu gehen. Im Gegenteil, Tiefe und oft auch zu viel Nähe im Alltag machen immer mehr Menschen schlicht Angst. Nicht weil wir Nähe nicht wollten, sondern weil Nähe Vertrauen und Verantwortung braucht.
Viele Zusammenhänge bedürfen der verstärkten Nachfrage, um sie überhaupt erfassen, geschweige verstehen zu können. Wie effizient gaukelt die Oberfläche da Einfachheit im Leben vor. Kann man es jemanden verdenken, ein einfaches Leben haben zu wollen?
Der Oberflächenglattheit stellt das Leben und auch der individuelle Mensch Ecken und Kanten gegenüber. Sicher stößt sich der eine oder andere oder man selbst daran, genauso wie an den Meinungen, die nicht unsere sind. Wer einmal versucht hat, andere von einer festen Überzeugung abzubringen, weiß, wie komplex die Haltestrukturen sind, die die Oberflächen nähren. Die Psychologie hat dafür zahlreiche innerpersönliche und soziale Dynamiken oder Effekte herausgearbeitet.
Die Verwechslung einer schönen Oberfläche mit Schönheit an sich, ist vermutlich die Last des 21. Jahrhunderts. Sven Lehmann
Der Konsum schöner Oberflächen macht nicht satt und lebenserfüllend ist er schon gleich gar nicht. Die Sinnlosigkeit der dauerhaften Anbetung immer neuer, oft sehr toll gestalteter, Oberflächen sollte jedem auffallen, der wachen Sinnes durchs Leben geht.
Dinge hinterfragen, haltende Tiefenstrukturen von Oberflächen ergründen, Oberflächenkonsum abschalten – Lust auf Sichzeitnehmen entwickeln, nicht das neue Gleiche sondern das neue Andere gilt es zu erfahren und zu erkennen.
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Autor: SL - 22. Feb 2023 - Kategorie: Aktuell, Allgemein, Bilder, Coaching, Fotografie - Kommentar schreiben