Begrüßungsformel: Alles klar bei Dir?

Es scheint sich eine Unsitte breit zu machen! Der gute alte Wunsch: „Guten Tag!“ oder das vertrautere „Hallo, wie geht es Dir?“ scheint ausgedient zu haben. Immer mehr Menschen begegnen mir, die scheinbar nur dem visuellen Wahrnehmungskanal trauen. Diese tolle Begrüßungsformel: „Alles klar bei Dir?“ ist der Gipfel der Unpersönlichkeit!

Erstens ist grundsätzlich nie alles klar bei einem Menschen! Es gibt immer Dinge, die noch im Unklaren liegen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Antwort: „na, es sind mindestens über eine Million Dinge in meinem und sicher auch in deinem Leben nicht klar“, den unüberlegenden Frager völlig aus dem Konzept bringen würde. Was ist das für eine sinnlose Frage? „Alles klar bei Dir?“ ist der Gipfel der Suggestionsfragen im Abklatsch der Alltagsfrasen, um sich der möglichen Unklarheiten-Klärungs-Versuche des Gegenübers gleich von Anfang der Begegnung zu erwehren! Ich gehe natürlich davon aus, dass bei meinem Gegenüber alles klar ist, vielleicht hat er ja sogar eine Brille auf der Nase, dann muss ja „alles klar“ sein!

Ein Experiment

Oberflächlichkeit im Kontakt mit halbwegs bekannten Menschen scheint im Alltag eine, jedenfalls mir schrecklich vorkommende, Unsitte zu sein. Machen Sie doch mal folgendes Experiment: Eine ja noch oft benutze Begrüßungsformel: „Wie geht es Dir?“ ist ja wenigstens noch eine offene Frage! Wird aber mehrheitlich auch floskelhaft beantwortet. Wenn Sie wirklich die Befindlichkeit Ihres Gegenübers erfahren wollen, dann fragen Sie doch kurz nach dem Floskelaustausch: „Und … wie fühlst du dich?“, dann sollten Sie sich allerdings auch Zeit für Ihren Gegenüber nehmen!

Fazit

In Zukunft haben „Und – alles klar bei Dir“-Frager keine Chance mehr. Ich werde diese gnadenlos mit der Rückfrage traktieren: Ja klar und bei Dir?! Die völlige Konzeptionslosigkeit einer Floskel-Antwort-Findung bei meinem letzten Kontakt, der sich traute mich so zu begrüßen, war mehr als amüsant!

Autor: SL - 9. Mai 2008 - Kategorie: Ansichten - Kommentar schreiben

Kommentare

  1. Rolf Carpentier sagt:

    Die saloppe Begrüßungsformel mancher Hessen „Ei gude wie ?“ wäre da ja für Sie vielleicht noch konsternierender … ?

    Ich empfinde – in passender Umgebung – so was Lockeres zur Begrüßung hingegen „total“ entkrampfend.

    Somit empfinde ich wahrscheinlich auch nichts Negatives, wenn mich jemand freundschaftlich mit „Alles klar bei Dir“ begrüßen täte. Er signalisiert in der Tat damit auch, zumindest momentan kein wirkliches Interesse an einer zutreffenden Antwort zu haben … Nicht zu jeder Zeit ist anspruchsvolle Konversation oder mehr als ein small talk gefragt!

  2. Sven Lehmann sagt:

    Der Punkt ist, dass diese Begrüßungsformel, aus meiner Sicht, von immer mehr Menschen benutzt wird, nicht nur von engen Freunden in trauter Runde

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