Die späte Eule fängt die Maus!


Morgenstunde hat ein Edelmetall im Munde, der frühe Vogel fängt den Wurm – ja sicher, aber die späte Eule fängt die Maus. Es ist wie immer im Leben. Ein Pauschal-Urteil ist nicht angebracht. Wann und wie man am besten den Tag beginnt und vor allem, wann man seine individuelle Hochleistungszeit erreicht hat, das hängt von einer ganzen Reihe von Faktoren ab.

Der frühe Vogel fängt den Wurm, ja richtig. Doch die späte Eule die Maus! Beide sind auf ihre Art effektiv! In vielen Unternehmen herrscht noch die Vorstellung, dass ein guter Mitarbeiter morgens und sieben oder acht Uhr am Schreibtisch zu sitzen habe.

Matthias Horx und die Zukunft

„Im Wissens- und künftigen Kreativitätszeitalter müssen Unternehmen neue Arbeitszeitmuster etablieren, wollen sie das Optimum aus allen Beschäftigten herausholen“, sagt der Zukunftsforscher Matthias Horx. In seinem Zukunftsletter beschreibt Horx die dänische B-Gesellschaft, die sich dem Ziel verschrieben hat, gegen die „Dogmen der Frühaufsteher“ anzugehen und einen späteren Arbeitsbeginn durchzusetzen.

Und die leistungsstarken Frühaufsteher sind keineswegs die Mehrheit, nur zehn bis 15 Prozent werden ihnen zugerechnet. Es geht nicht darum, weniger zu arbeiten, sondern effektiver. Matthias Horx

Der Erfolg des Vereins spricht für sich. Zunächst hatte er nur 67 Mitglieder, mittlerweile sind es über 5.000. In Schweden gibt es schon eine Schwesterorganisation. Die ersten Unternehmen bieten ihren Angestellten B-Verträge an. Die B-Gesellschaft auditiert diese Unternehmen und vergibt hierfür ein eigenes Zertifikat namens „B-Productive“. „Ob man eine solche Vereinsmeierei auch in Deutschland betreiben sollte, erscheint mir zweifelhaft. Aber der Ansatz dieser Bewegung ist zu begrüßen. Sicher, in der Produktion sind relativ starre Arbeitszeiten zwingend geboten. Wenn ein Arbeiter um sieben Uhr morgens am Fließband sein muss, kann er nicht erst um neuen Uhr erscheinen. Doch in unserer heutigen Dienstleistungsgesellschaft gibt es zahlreiche Berufe, die an kein zeitliches Korsett gebunden sind“, sagte Tobias Janßen, Vorstandschef der Beratungs- und Beteiligungsgesellschaft Goldfish Holdings.

Schule im Winter ab 08.30 Uhr?

Es fängt ja schon in der Schule an. Wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass ein Schulbeginn um halb acht oder acht Uhr morgens – insbesondere in den Wintermonaten – nicht sinnvoll ist. Wenn Unternehmen für eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten eintreten, heißt das auch, dass sie sich für Tätigkeiten im Homeoffice oder das Abweichen von der Nine-To-Five-Regelung öffnen. Es gibt Unternehmen, in denen selbst die Angestellten vor und nach jeder Pause stempeln müssen. Ein solcher Kontrollwahn erstickt jede Produktivität.“

Monokausales Denken richtig?

Sowohl Kurt Levin mit seiner Arbeit zur Feldtheorie und seiner Verhaltensformel V=f(P, U) sowie viele neuere Erkenntnisse zeigen uns, das monokausales Denken in einer komplexen und vernetzten Welt selten zum gewünschten Ziel führt. Wenn das Verhalten eines Menschen von seiner Person und von Umwelteinflüssen resultiert, dann bezieht sich das eben auch auf die individuelle Leistung eines Menschen. Individuelle hohe Leistungen zu erzielen, bedingt geradezu eine Orientierung an einem individuellen Lebensrhythmus. Sicher ist es ein Problem, wenn die Krankenschwester nun eben nicht da sein kann, weil ihr individueller Lebensrhythmus ihr gerade vorschreibt zu schlafen.

Erster Schritt

Es würde aus meiner Sicht aber schon genügen, wenn wir ein Stück mehr Andersartigkeit im Lebensrhythmus von Menschen als einen genauso effektiven und effizienten Lebens-Zeit-Rhythmus-Entwurf anerkennen können. Ohne eben nur den Spruch des frühen Vogels auf den Lippen zu haben sondern die effiziente Eule auch zu sehen!

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Autor: SL - 2. Aug 2007 - Kategorie: Erfahrungen - Kommentar schreiben

Kommentare

  1. Alexander sagt:

    Und nun liest man immer wieder Aussagen, dass viele der sehr erfolgreichen Menschen auch sehr früh am Arbeitsplatz sind. Wahrheit oder statistische Falle?
    Da aufgrund der von Dir beschriebenen Sozialisierung die Anzahl der 7 Uhr-Arbeiter natürlich sehr viel höher ist, ist die Relation zum erfolgreichen frühaufstehenden Macher natürlich da. Insofern eher statistische Falle.
    Vielleicht geht aber diese monokausale Betrachtung der Uhrzeit auch in die falsche Richtung. Ich beobachte an mir durchaus, dass ich auch sehr früh morgens sehr fit und produktiv sein kann. Wenn die Motivation und der passende Treiber da ist. Deswegen stehe ich aber trotzdem nicht gerne früh auf und kann auch spät in der Nacht fit und produktiv sein. Wenn die Motivation und der passende Treiber da ist.

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