Coaching Fasten 14 – Der Mobilitätswahn
Es ist wieder an der Zeit, sich dem Thema Fasten zu nähern. Nicht nur, weil aktuell geade die Fastenzeit erneut bis Ostern im Kalender mancher Leute steht, nein – es ist Zeit den Mobilitätswahn einmal kritisch unter die Lupe zu nehmen. Grundlegende Modalitäten bestimmen die Mobilität – Aufbruch, Unterwegssein, Ankommen. Es kommt noch die Planung dazu, letztlich die Idee, die, wie weiter unten zu sehen sein wird, von großer Bedeutung ist.
Das Zurückkehren ist für uns Sesshafte ein selbstverständlicher Teil der Mobilität – es gehört aber nicht grundlegend zum Mobilsein. An anderer Stelle habe ich schon formuliert: „Vermutlich leben wir in einer der mobilsten Zeiten der Erdgeschichte – aber die übergroße Mehrheit unseres mobilen Verhaltens beschränkt sich auf – hin und her.“
Das Hier-, Da-, Hin-Fasten
Was unterschiedet das HIER vom DA? Auf jeden Fall das HIN! In der Natur finden sich zahlreiche Bespiele für Mobilität. Selbst kleinste Teilchen oder Lebewesen sind in – praktisch – ständiger Bewegung. Es scheint auf den ersten Blick recht sinnlos zu sein, im Wald von A nach B unterwegs zu sein, wenn man nicht gerade auf der Jagt ist. Eine Jagt unternehmen aber die wenigsten Alltagsmenschen unserer Tage, also was treibt uns an?
Für unseren ausgeprägten Hin-und-Her-Drang haben wir Wege ausgebaut. Straßen, Schienen oder Flug- und Schifffahrtsrouten machen das Hin und Her einfach, manche kehren aus dem Weltall zurück.
Nur Autofasten greift zu kurz
In Markkleeberg wird gerade das Fasten vom Auto ausprobiert. Eine tolle Idee finde ich, aber das Fasten von einem Transportmittel allein ist schlicht zu kurz gesprungen. Es kommt natürlich darauf an, heute ökologisch und nachhaltig unterwegs zu sein, aber unseres Gesellschaft zerbricht auch an einem Übermaß an „Hin und Her“. Es steht außer Frage, ein Notfallmediziner MUSS hin und wieder zurück. Aber im Leben sind glücklicherweise die wenigstens Situationen Notfälle. Es stellt sich also die Frage: muss ich irgendwo hin?
Reisenfasten – oh je
Von A nach B, aber wofür? Wer Hunger hat, der geht oder fährt Essen, kauft im den Laden um die Ecke oder im Supermarkt ein, Wenige gehen in den eigenen Garten oder aufs Feld. Einmal von diesen grundlegenden Dingen abgeshenen, ist der Aufbruch oder der Beginn einer Reise und des Mobilseins an sich für viele mit einem Zauber innewohnend. Es folgt auf jeden Fall etwas anderes als das was jetzt gerade im HIER ist.
Alexander von Humbolt wird folgendes Zitat zugeschrieben:
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung derer, welche sich die Welt nie angeschaut haben.
Alexander von Humboldt
Selbstverständlich bildet das Reisen! Aber wohl kaum, wenn man pauschal von Hotelpool zu Hotelpool jettet. Weltanschauung beginnt bei jedem selbst und unmittelbar dort, wo ich mich aufhalte oder lebe.
Der Weg ist doch das Ziel? Oder?
Der Weg kann nicht das Ziel sein, wenn es um Zurückkehren geht. Natürlich ist Neues erleben intressant und schön, aber auch die Wege zum aktuellen HIER zurück sind irgendwann sämtlichst gegangen. Der Aufbruch selbst verheißt ab diesem Zeitpunkt keinen Zauber mehr.
Reisen – wie lange würde ein einzelner Mensch unterwegs sein müssen, um die ganze Welt zu sehen? Die Antwort auf diese Frage kann nur in Verzweiflung enden, wenn wir „Welt“ nicht nur auf unseren Planeten beziehen, dürfe es bishier niemand geschafft haben, ALLEs erlebt zu haben. Täglich tun wir aber so, als wäre diese Zielmarke der genetische Code unseres Daseins.
Autofasten beginnt im Kopf, mit der Frage muss ich dort hin? Und wenn ja, muss ich das mit dem Auto bewerkstelligen?
In der ersten Fastenwoche habe ich mit Angie Pörsch im Morgenwecker bei SecondRadio über die Frage unterhalten: Kann man Entsagen lernen? Vielen Dank für den Mitschnitt vom 06. März, 09.18 Uhr!
Keine Ahnung was um die Ecke ist, aber den angesagtesten Ort der Welt als Reiseziel?
Die Medialisierung unseres Alltages suggeriert eine so kleine Welt, dass die Welt dirket um uns herum praktisch im Nichts verschwindet. Sie wird so wenig wahrgenommen, dass wir oft mehr vom DA wissen als vom HIER, oder dieses zumindest glauben.
Lebensqualität erwächst aus Erleben, das setzt aber Erfahrung und Erkenntis voraus, sonst ist auch Mobilsein Irrlichtern.
Bei den steigenden Mobilitätszahlen liegt die Vermutung nahe, dass Planung und die Idee, sinnvoll unterwegs sein zu wollen, und vielleicht nicht nur aus reiner Flucht vor sich selbst oder seinem Leben, einen höheren Stellenwert im Alltag einnehmen muss, als wir das bisher täglich erleben.
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Autor: SL - 14. März 2025 - Kategorie: Coaching, Aktuell, Allgemein, Reise, Zitate - Kommentar schreiben