Kennen Sie das Salieri-Syndrom?

Neid auf die Fähigkeiten eines anderen Menschen in meinen eigenen Könnens-Bereichen. So könnte man das Salieri-Syndrom beschreiben. Taucht es auch im heutigen Alltag auf oder ist es nur eine Phantasie von Drehbuchautoren?

Auch wenn es bisher nicht nachgewiesen wurde, dass Salieri tatsächlich der neidende Gegenspieler von Mozart war, so ist der Grundkonflikt Keiner soll und darf besser sein, als ich! und seine Auswirkungen spätestens seit dem (zu Recht!) erfolgreichen Mozart-Film bekannt.

Nach meiner Erfahrung taucht das Salieri-Syndrom oft im heutigen Berufs-Alltag auf, ich hatte es bisher nur noch nicht so genannt. Ich habe sogar schon Menschen erlebt, die vor den Fähigkeiten anderer Menschen regelrecht Angst bekommen haben!

Was sind nun genau diese Auswirkungen des Salieri-Syndroms?

Kurz gesagt: Die Maximierung der eigenen Beschränkung! Denn was folgt daraus, wenn ich dem Salieri-Syndrom verfalle:

  • Durch die Ablehnung (und oft genug Nicht-Akzeptanz) der Fähigkeiten eines anderen Menschen werde ich nie sein Erfolgsgeheimnis erahnen.
  • In mir bauen sich Frust, Angst und Widerstände auf, die alle für die Entwicklung meiner Persönlichkeit oder meiner ganz eigenen Spitzenleistungen kontraproduktiv sind!
  • Konflikte innerhalb von Organisationen und Unternehmen sind somit vorprogrammiert.
  • In dem ich dem Anderen seinen Erfolg neide, werden wir beide verlieren. Ich, weil ich mich mit negativen Gedanken befasse, mein Gegenüber, weil der vielleicht gerade meine Einzigartigkeit braucht, um sich weiterzuentwickeln (Wir müssen ja nicht von dem absoluten Genie W. A. Mozart ausgehen!).
  • Anstatt gemeinsam auf ein neues Ziel zuzugehen, wird der Andere bekämpft, das bedeutet immer Energie-Verlust!

Diese Liste ließe sich ohne Probleme weiter führen.

Fazit

Erkenne die Fähigkeiten deines Gegenübers (an) und du erkennst dich! Sven Lehmann

„Ausgeliehen“ habe ich mir den Begriff Salieri-Syndrom (natürlich mit Erlaubnis) von Alberto Sejas, seines Zeichens Dipl.-Industriedesigner aus München. Er betreibt neben seiner Arbeit als Zeichner, u. a. von Comics und Cartoons, ein sehr interessantes Projekt – www.i-need-a-holiday.com.

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Autor: SL - 30. Mai 2006 - Kategorie: Aktuell, Fachlich - Kommentar schreiben

Kommentare

  1. Alberto Sejas sagt:

    Das Problem mit dem Salieri-Syndrom ist, dass es letztendlich egoistisch ist, und vergißt, dass die Gesellschaft insgesamt für den Verlust zahlen muss.

    Der Extremfall wäre z. B. in medizinischen Bereich, wenn eine Firma ein krebsheilendes Produkt nicht bekannt gibt, um andere Produkte weiter verkaufen zu können. Es ist einfach kurzsichtig und schäbig, wahrscheinlich sind eben auch andere Genies wie Mozart lautlos zugrunde gegangen.

  2. Sven Lehmann sagt:

    Hallo Alberto und willkommen auf meinem Blog!

    Ich denke, viele Leute müßten über Ihren „Salieri-Schatten“ springen! So würde es einige Probleme weniger in Unternehmen und der Gesellschaft allgemein geben.

  3. Rolf Carpentier sagt:

    Schaffensneid gibt es natürlich. Aber diesen dann Salieri-Syndrom zu taufen halte ich – nachdem ich mich kurz damit befaßt habe – für sehr unglücklich.

    Vorweg: Ich verstehe von Musik fast gar nichts und leider ebensowenig von Komponisten und Kompositionen.

    Ich muß schon wieder auf Wikipedia zur Begründung meiner Meinung zum Salieri-Syndrom zurückgreifen. Sogar relativ umfangreich. Nämlich:

    „Salieri andererseits beabsichtigte offenbar gar nicht, Mozarts Karriere aufzuhalten: Nachdem Salieri Hofkapellmeister geworden war, hatte er 1789 anstatt einer eigenen Oper sogar den Figaro erneut auf die Bühne gebracht, und als er 1790 zu den Krönungsfeierlichkeiten für Leopold II. reiste, hatte er nicht weniger als drei Messen Mozarts im Gepäck.“

    Schaffensneid?

    „Immer wieder begegneten sich die beiden Komponisten eher kollegial als feindlich gesinnt; man weiß z.B., dass es ein gemeinsames Werk der beiden gab: die Kantate Per la ricuperata salute di Ofelia KV 477a (1785) auf einen Text von Da Ponte, die zur Genesung der Sängerin Nancy Storace von Salieri, Mozart und einem gewissen Cornetti komponiert worden war. Leider ist das bei Artaria im Druck erschienene Stück bis heute verschollen. Auf Salieris Anregung hin wurden u.a. die Kantate Davidde penitente KV 469 (1785), das Klavierkonzert Es-Dur KV 482 (1785), das Klarinettenquintett KV 581 (1789) oder die berühmte Sinfonie g-Moll KV 550 (1791) uraufgeführt, letztere sogar unter Salieris Leitung.“

    Saliery-Syndrom? Missgunst?

    „In seinem letzten erhaltenen Brief an seine Frau Constanze vom 14. Oktober 1791 schreibt Mozart von einem gemeinsamen Besuch der Zauberflöte KV 620, bei dem sich Salieri geradezu enthusiastisch über das Werk äußert: „Er hörte und sah mit aller Aufmerksamkeit und von der Sinfonie bis zum letzten Chor, war kein Stück, welches ihm nicht ein bravo oder bello entlockte [ … ]“.“

    Schreibt man so über einen Neider?

    „Dass Salieri den sechs Jahre jüngeren Kollegen nach seinem Tod in einem ehrenden Andenken behielt, beweisen viele Aufführungen Mozart’scher Werke, die unter der Stabführung Salieris in Wien stattfanden. Zudem unterrichtete er dessen jüngsten Sohn Franz Xaver in Komposition und stellte ihm im März 1807 ein hervorragendes Zeugnis aus, in dem er dem jungen Musiker u.a. ein „talento raro per la Musica [ … ]“ bescheinigt und ihm eine „riuscita non inferiore a quella del suo celebre Padre“ voraussagt. Im Jahr 1819 sprach sich der betagte Hofkapellmeister sogar öffentlich für die Aufstellung eines Mozartdenkmals in der Wiener Karlskirche aus.“

    Verhalten eines Neiders? Futterneiders? Schaffensneiders?

    „Als sich Salieris Gesundheitszustand im hohen Alter verschlechterte und man ihn in ein Krankenhaus bringen musste, kam das absurde Gerücht auf, der verwirrte Greis habe sich zum Mord an Mozart bekannt. Seine beiden Pfleger Gottlieb Parsko und Georg Rosenberg wie auch sein behandelnder Arzt Joseph Röhrig bezeugten jedoch, dass er nichts dergleichen geäußert habe und mindestens einer von ihnen während dieser Zeit immer in seiner Nähe gewesen sei.“

    Also ein absurdes Gerücht scheint Grundlage des Salieri-Syndroms geworden zu sein!

    „In Ergänzung zu dem Mordvorwurf wird Salieri … [im] … Film fälschlicherweise als mittelmäßiger Komponist, Intrigant und Gotteslästerer dargestellt. Tatsächlich macht sein Gesamtwerk sein herausragendes Talent offenkundig, zahlreiche Zeitzeugen belegen Salieris äußerst liebenswürdige Art. Seine tief empfundene Religiosität wird von seinen Biographen nicht angezweifelt.“

    Wie nennt es Wikipedia: Rufmord.

    Wenn oben zu lesen ist: „Auch wenn es bisher nicht nachgewiesen wurde, dass Salieri tatsächlich der neidende Gegenspieler von Mozart war, so ist der Grundkonflikt Keiner soll und darf besser sein, als ich! und seine Auswirkungen spätestens seit dem (zu Recht!) erfolgreichen Mozart-Film bekannt“, dann scheint der Film eine Art Geschichtsverfälschung betrieben zu haben (wohl, damit ein plausibles Spannungs-Thema da war).

    Also vielleicht nicht mal ein Grundkonflikt!

    Ob das der Dipl.-Industriedesigner Alberto Sejas aus München nicht wußte?

    Ich selbst hätte mir – nach dem in Wikipedai Vorgefundenen – den Begriff Salieri-Syndrom nicht ausgeliehen.

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